Stimme – Sprache – Dialog

Andreas TalarowskiAllgemein

 

„We can’t expect people to listen to us, unless we reach them!“ (Patsy Rodenburg)

Heute geht es einmal um die Sprechstimme und ihre Wirkung im Raum und vor Publikum.

Daher wendet dieser Artikel sich an Menschen in sprechintensiven Berufen, die daran interessiert sind, dass ihre Stimme ihnen dient und dabei flexibel und belastbar bleibt.

Doch oft ist das nicht so. Woran liegt das?

 

Durch die Allgegenwart des Smartphones im 21. Jh. snd wir es gewohnt, unsere Kommunikation meistens in den virtuellen Raum zu verlegen. Tatsache ist dabei, dass wir in dieser Form des Austauschs unseren Atem bremsen oder gar ganz anhalten – je nach der Art der Mitteilungen, die wir gerade schicken oder empfangen. Da wir viel Zeit in dieser virtuellen Situation verbringen, hat diese Gewohnheit fatale Auswirkungen auf unser Sprechverhalten im Raum vor anderen Menschen.

Denn unsere Stimme kann den Anderen nur erreichen, wenn bewegte Luft sie in den Raum transportiert. Das geschieht nicht von alleine, ist also ein bewußter Vorgang: ich muss es tun! Aber wie?

Viele Menschen scheuen sich oft davor, ihre Stimme im Raum zu erheben, weil sie sich nicht sicher sind, was dann passiert. Patsy Rodenburg spricht davon, dass unsere Gesellschaft „word shy“ geworden ist.

An diesem Punkt setzt meine Arbeit mit der Sprechstimme ein: wir lernen, die eigene Stimme positiv zu erfahren und bekommen Tools an die Hand, sie sicher im Raum zu erheben, sodass man mir zuhört. Sie klingt sonor und wird tragfähig auch in großen Räumen vor vielen Menschen.

Untersuchungen haben gezeigt, welche Merkmale an gelungener Kommunikation beteiligt sind:

zu 55% ist es die Körpersprache

zu 38% der Stimmklang

zu 7% der Inhalt (…)

In unserer Einzelarbeit, immer im geschützten Raum des Studios, wollen wir uns um diese 93% kümmern – Klang und Körper.

Was sind die generellen Fehler, die uns widerfahren können, wenn wir Stimme „analog“ benutzen?

1. Kein Atemfluss

2. Zu schnell

3. Unverständlich

4. Nicht ausdauernd

5. Keine Melodie

1. Kein Atemfluss

Wir haben das spezielle Problem des 21. Jh. schon benannt: wir haben nahezu verlernt Luft zu bewegen, um damit die Stimme gesund in den Raum zu transportieren.Wir lernen also, die Muskulatur, die für das „Breath-Managenment“ verantwortlich ist, bewußter zu steuern, und so die Stimme gesund in die Höchstleistung zu führen.

2. Zu schnell

Wir sprechen in dem Tempo, in dem wir auch denken. Das fühlt sich für uns selbst normal an, ist aber für ein Auditorium nicht angemessen. Besonders größere Räume benötigen ein besonderes Sprechtempo, damit der Inhalt sicher transportiert werden kann. Das erreiche ich über Atemzäsuren und sinn-inhaltliche Strukturierung. Ich muss mich in erster Linie trauen, Pausen zu machen – dann hört man mir auch zu.

3.Unverständlich

Unsere Sprache besteht aus Konsonanten und Vokalen. Die Konsonanten bewegen die Stimme in den Raum, die Vokale geben ihr den emotionalen Inhalt. Dabei geht es nicht darum, den Text überdeutlich künstlich zu betonen, sondern ungeteilt denken zu können, was ich gerade sage: eindeutige Aufmerksamkeit. Dann wird die Sprache verständlich und plastisch.

4. Nicht ausdauernd

Das Gefühl der schnellen Stimmmüdigkeit und Unflexibilität ist verbreitet. Es rersultiert aus einer permanenten Druckbelastung der Stimmbänder durch den Atem. Wir brauchen daher ein neues Verständnis, wie ich die Stimme im Raum klingen lasse: nicht durch mehr Muskeln, sondern durch mehr Resonanz. Das hat was mit Körperwahrnehmung und Durchlässigkeit zu tun. (die 55%)

5. Keine Melodie

Wenn die Stimme alleine mit Muskelkraft erhoben wird, klingt sie schnell monoton und zu tief. Die Botschaft, die eine monoton laut werdende Stimme sendet ist: Aggression – egal welchen Inhalt sie gerade transportieren will. Ein denkbar schlechter Ausgangspunkt für Kommunikation. Je mehr melodiöse Bewegung eine Stimme hat, umso authentischer klingt sie, und man hört ihr gerne zu. Es gibt dann keine unterschwelligen negativen Emotionen, nur eindeutige Botschaften.

Zu diesen 5 Elementen werden Lösungen erarbeitet und Tools an die Hand gegeben, mit denen man alleine weiter arbeiten kann.

Durch eigenes Üben werden die neuen Funktionen im Unterbewußtsein abgespeichert und der Kopf ist frei, um mit dem Raum, dem Gegenüber oder dem Publikum eine Verbindung herstellen zu können. Das ist die Grundlage einer gelungenen Kommunikation.

© 2022 Andreas Talarowski

www.Studio-fuer-Gesang-Berlin.de