Samstag, 2.9.2023 12:00 – 18:00
Studio für Gesang Berlin, Andreas Talarowski
Otto-Suhr-Allee 94, 10585 Berlin
2.Hof, 1.Stock
Tel: 030/ 3424118
Kontakt@Andreas-Talarowski.de
Hier geht es zur Anmeldung: Workshop 2.9.2023
Kosten: 120€
In diesem Kurs erarbeiten wir Techniken, wie wir eine Bühnenfigur kreieren können, ohne dass die Gesangstechnik in Mitleidenschaft gezogen wird.
Wir machen die Erfahrung, dass die Arbeit an der Figur die Stimmtechnik unterstützt und wir so in der Lage sind, eindeutige Botschaften zu senden: Othello sollte seine Eifersucht auf der Bühne zeigen können und nicht, dass Singen schwer und anstrengend ist.
Es geht nicht mehr nur darum, wann und wie singe ich diesen Ton, sondern das ‚warum‘ tritt in den Vordergrund. Die emotionale Absicherung von der Figur heraus sichert auch die sängerische Technik (im Gegensatz zur persönlichen Angst vor dem hohen Ton).
Im modernen Musiktheater werden an die Singenden hohe Anforderungen an körperliche Agilität bei verlässlicher Stimmführung gestellt. Spätestens seit Caruso, dessen authentische Schluchzer in der Bajazzo-Arie erst berüchtigt, dann berühmt wurden, erwartet man auch von Sängern auf der Bühne eine wahrhaftige Darstellung.
In den älteren Theatertraditionen wurden diese Unterschiede gar nicht so deutlich gezogen, Schikaneder z.B. war Theaterdirektor, Schauspieler und auch der erste Sänger des Papageno. Dann wurde aber immer mehr Wert auf den „Belcanto“ – virtuoser und sehr instrumental gedachter ‚Schöngesang‘- gelegt, der sich immer mehr vom Schauspiel entfernte und eigene Wege einschlug.
Richard Wagner wiederum postulierte den ‚Sängerdarsteller‘ und war Zeit seines Lebens auf der Suche nach solchen künstlerischen Persönlichkeiten die beides, Gesang und Darstellung zu einer Einheit verschmelzen konnten. Das Maß aller Dinge war für ihn die Persönlichkeit des Sängerdarstellers – der Mensch auf der Szene des Musiktheaters.
„Niemand weiss mehr als ich, dass der Darsteller den eigentliche Künstler ist: was gäbe ich darum, wäre ich selbst der Darsteller meiner Helden geworden! Glücklich wäre ich, glücklich! Meine ganze Kunst ist nur sehnsüchtiges Gedankenweben: ewiges Wollen und Nichtkönnen, denn Können heißt wirklich machen, aus der Vorstellung und Absicht zur Tat und Unmittelbarkeit übergehen.(…) Unser verfluchtes abstraktes Dichten und Componieren bringt den Teufel was zuwege: wir wollen und können nicht.“ (Richard Wagner)
„In unserer heutigen Zeit muss ein Bühnenakteur gänzlich in der Lage sein, spartenübergreifend zu arbeiten: der ‚Stehsänger‘ und der Schauspieler, der keinen Umgang mit seiner Singstimme hat, werden es heute schwierig haben, in diesem wettbewerbsorientierten Beruf Fuss zu fassen.“ (Einhard Luther: „So singe, Held!“)
„Die Figur muss vor das Auge des Ohres treten“ (Richard Wagner)
Wir erarbeiten unterschiedliche Techniken zum Entwickeln einer Figur:
die Figur auf der Bühne
die Figur in der Auditionsituation
Arbeiten ohne die vierte Wand
unterschiedliche Stimmgebung, bedingt durch die emotionale Haltung der Figur
im zweiten Teil des Kurses arbeiten wir mit Pianisten musikalisch und szenisch an der Rolle
Die Dozenten:
Detlef Soelter
Detlef hat Theater-und Musikwissenschaften und Gesang in München und Berlin studiert. Den Anfang seiner Karriere bildete ein 5-Jahres-Engagement als Abendspielleiter an der Wiener Staatsoper gefolgt von 1,5 Jahren als ‚Resident Director‘ bei Lloyd-Webber`s „The Phantom of the Opera“ in Basel. 2000 gewann er beim „2nd International Ring Award“ in Graz den Publikumspreis. Daraufhin begann eine internationale Karriere als Musiktheater-Regisseur mit bislang 50 Produktionen in Deutschland, Griechenland, Italien, Litauen, Slowenien, Schweiz, Österreich und Großbritannien.
Zusätzlich arbeitet er sehr erfolgreich als Coach/szensicher Lehrer für Sänger. Er gibt regelmäßig Masterclasses, Vorsing-Trainings und er liebt es, privat zu unterrichten/coachen. Er hatte bislang Lehraufträge an den Musikhochschulen in Lübeck, Dresden und Ljubljana. Seit 2018 hat er an der Evangelischen Hochschule einen Lehrauftrag inne für die „Entwicklung und theatralische Umsetzung eines Musiktheaterstücks“. Im März 2023 hatte er sein US-Hochschuldebüt mit einer Masterclass an der University of Utah in Salt Lake City.
Andreas Talarowski
Andreas studierte Gesang/Musiktheater an der UDK-Berlin und ist Gründer und leiter des „Studio für Gesang Berlin“. Er gründete die Gesangsklasse an der Schauspielschule des „Europäischen Theaterinstitus ETI-Berlin“ und leitet seit 10 Jahren die Workshops „Bühnenstimme“ in der Lehrerfortbildung ‚Darstellendes Spiel‘ des Berliner Senats.
Er gibt Workshops in ganz Deutschland und leitet seit über zwanzig Jahren die regelmässigen „Open Classes – Vorsingtraining“ in seinem Studio.
Seit dreißig Jahren arbeitet er als Gesangslehrer und Coach mit Sängerinnen und Sängern im Bereich Oper, Musical und Schauspiel mit dem Schwerpunkt auf Auditiontraining.
Markus Zugehör
Studium in Leipzig und am CNSM de Paris (Waldhorn, Klavier, Korrepetition), Konzerttätigkeit als Liedbegleiter, Kammermusiker in Europa, Asien, Afrika und Nordamerika.
2000-2006 musikalischer Assistenzen am Gewandhaus zu Leipzig (u.a. für Riccardo Chailly, Herbert Blomstedt, Peter Eötvös, Philippe Herreweghe, Kurt Masur) und Pianist des GewandhausKammerchor Leipzig unter der Leitung von Morten Schuldt-Jensen
1999- 2013 Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen Deutschlands (HMT Leipzig, Universität Halle/Saale , UdK Berlin) für Liedgestaltung und Korrepetition
Mitarbeit an Produktionen der Neuköllner Oper ( „Schöne Müllerin“, „Ihre Bohème“, Berliner Opernpreis, „Platèe“)
seit 2012 Vocalcoach für „Umculo“ / Kapstadt
Seit 2009 intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Ansätzen der Körperarbeit und ihrer Integration in die Musikerpraxis ( u.a. Ausbildung in Craniosacraler Therapie und Training in Continuum Movement).
Regelmäßige Zusammenarbeit u.a. mit dem Internationalen Johann Sebastian Bach Wettbewerb Leipzig, Neue Stimmen Gesangswettbewerb Gütersloh,
Festspiele Mecklenburg Vorpommern
Rundfunkmitschnitte/CD-Produktionen beim Mitteldeutschen Rundfunk,
Talanton Records, MDG, Wergo/Bayerischer Rundfunk CD „Echowand“ mit
Johanna Krumin, Sopran (im Mai 2015 erschienen)
Seit 2016 Pianist am Opernstudio der Staatsoper Berlin.